Glaubenskurse stellen eine niederschwellige Einstiegshilfe in den Glauben dar. Menschen können sich Kerninhalten annähern und sie in Beziehung zur eigenen Biografie setzen.
Glaubenskurse reagieren auf einen zunehmenden Bedarf Erwachsener an Wissen, Orientierung und erlebbarer Spiritualität. Ihre Bedeutung ist in den letzten Jahren signifikant gestiegen. Sie erreichen Menschen, die aktiv am kirchlichen Leben teilnehmen, treue Kirchenferne und Außenstehende gleichermaßen. Sie finden mehrheitlich in Gemeinden, aber auch an anderen kirchlichen Lernorten statt. In der Diakonie wachsen Interesse und Wertschätzung von Glaubenskursen als Teil der Mitarbeiterfortbildung.
In dem Maße, wie die religiöse Sozialisation als Integrationsfaktor an Kraft verliert, desto wichtiger werden Glaubenskurse als temporäre Erlebnisräume des Glaubens. Für viele Menschen haben Glaubenskurse eine Katalysatorfunktion in einem oft schon länger andauernden religiösen Klärungsprozess. Häufig sind Kontakte zu Christinnen und Christen im persönlichen Umfeld Anlass, dass Menschen sensibel werden für die religiöse Dimension ihrer Fragen und dass sie sich auf die Suche nach Antworten begeben.
Glaubenskurse berühren sich mit konzeptionellen Fragen der Gemeindeentwicklung. Ob sie über den Bereich der Kerngemeinde hinaus für Menschen interessant werden, hängt oft davon ab, inwieweit eine Gemeinde generell bereit ist, sich auf den sozialen Kontext einzulassen und sensibel zu werden für die Lebensumstände ihrer Zeitgenossen (Konvivenz). Hier öffnet sich das weite Feld der Milieuforschung.
Eine Gemeinde, die Neugier am Glauben wecken und Menschen begleiten möchte, tut gut daran, ein gastfreundliches Klima zu schaffen, das alle Veranstaltungen durchzieht. Besonders effektiv sind Kurse in Ergänzung zu sog. Zweitgottesdiensten, die zwanglos sind und Begegnung ermöglichen, in denen Fragen des Glaubens und des Lebens voraussetzungslos und im Kontext der Lebenswelt suchender Menschen thematisiert werden. (Überblicksartikel)
Glaubenskurse stellen eine niederschwellige Einstiegshilfe in den Glauben dar. In einem zeitlich überschaubaren Zeitraum können sich Menschen Kerninhalten annähern und sie in Beziehung zur eigenen Biografie setzen. Als offenes Bildungsangebot konzipiert, fördern sie die Entstehung heterogener Lerngruppen und bieten kommunikative Räume, in denen Fragen, Zweifel und Erfahrungen zur Sprache gelangen können. Sie orientieren sich sprachlich an Menschen, die im Umgang mit religiösen Themen wenig geübt sind.
Es gibt ein neu erwachendes Interesse an der Religion, das nach dem teilweisen Verlust an Sprachfähigkeit und einem Traditionsabbruch hinsichtlich christlicher Themen nun Oberhand gewinnt. Auch die stärkere Wahrnehmung des Islams mag eine Rolle dabei spielen, dass es ein neues Interesse an kirchlicher Bildung bei Erwachsenen gibt. Dabei ist die Herausforderung für die Kirche eine Wendung nach Außen. Dazu gehört ein partieller Abschied der Kirche von der reinen Binnenperspektive und die Entwicklung einer kirchlichen Sprachfähigkeit, die auch außerhalb der Kirche in einer sich verändernden Gesellschaft verstanden werden kann. Als Teil einer Erwachsenenpädagogik versteht sich die Kirche dialogisch: Sie nimmt die Erfahrungen und die Mündigkeit der einzelnen Person ernst und ist nicht nur Redende sondern auch Hörende. Theologisch bedeutet dies, den christlichen Glauben zu elementarisieren und neue Zugänge zu bieten. Diese münden nicht selten in der neuen Bereitschaft zur Mitgliedschaft und zur Erwachsenentaufe.
Der Gewinn für die Gemeinde:
Der Gewinn für die Teilnehmenden:
Ihr Potenzial entfalten Glaubenskurse durch die Einbindung in einen konzeptionellen Rahmen. Gemeindeglieder sollten als Ehrenamtliche verantwortlich beteiligt sein, damit sich verschiedene Gaben und Kompetenzen (Theologie, Pädagogik, Organisationstalent, Seelsorge, Gastronomie, Dekoration, Öffentlichkeitsarbeit) ergänzen können und das Team exemplarisch als ´Mikrokosmos` der Gemeinde erkennbar wird.
Vorbereitung
Durchführung des ersten Abends
Evaluation am Kursende
Die Evangelische Kirche zeichnet sich durch eine Pluralität von Kurskonzepten aus, die sich im Hinblick auf ihr inhaltliches Profil, ihren methodisch-didaktischen Zuschnitt, ihre Dauer, das Arbeitsmaterial und ihre Milieu-Eignung differenzieren. Besonders bekannte Modelle sind: Alpha, EMMAUS, Expedition zum ICH, Spiritualität im Alltag, SPUR8 (ehem. Christ werden - Christ bleiben), Stufen des Lebens und Zwischen Himmel und Erde. Jüngst erschienen sind Kaum zu glauben und der Taufkurs Warum glauben?
Das Gelingen eines Glaubenskurses hängt nicht nur vom zugrunde liegenden schriftlichen Material, sondern im hohen Maße von den Kompetenzen der Kursleitung ab. Für eine authentische Durchführung muss es adaptiert und kontextualisiert werden.
Gemeinden sollten frühzeitig über vertiefende Kursangebote nachdenken (vgl. EMMAUS Kursbücher 2 bis 5).
Die EKD hat erkannt, dass sie Anreize schaffen muss, um Erwachsenen dialogische Zugänge zum Glauben zu ermöglichen und auf dem Markt der Weltanschauungen erkennbarer zu werden. Mit Hilfe des von EKD und AMD gemeinsam getragenen Reformprojekt ERWACHSEN GLAUBEN haben viele Landeskirchen 2009/2010 begonnen, Glaubenskurse zu einem selbstverständlichen Regelangebot auszubauen. Auch die Qualifizierung der Kursleiterinnen und Kursleiter in den Aus- und Fortbildungseinrichtungen soll verbessert werden.
Im Februar 2011 erscheint das Handbuch ERWACHSEN GLAUBEN in einer Auflage von 27.100 Exemplaren im Gütersloher Verlagshaus. Es geht allen evangelischen Pfarrämtern in Deutschland kostenlos zu und ist darüber hinaus im Buchhandel für 17.95 € erhältlich. Es vermittelt das Knowhow zur Durchführung von Kursen zum Glauben und beschreibt die neun og. Kursmodelle aus den Perspektiven Theologie, Didaktik und Milieuforschung.
Informationen zu diesem Projekt finden Sie unter www.kurse-zum-glauben.de und www.kurse-zum-glauben.org. Ab Herbst 2011 kann die erstgenannte Website mit Hilfe einem EKD-weit einheitlichen Werbekonzept beworben werden.
Erstverfasser: Andreas Schlamm (19.05.10; ergänzt: 14.02.11), amd.schlamm@diakonie.de
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ÜBERSICHTEN
EINZELNE GLAUBENSKURSE (Detail)
Was sind andere Wege, wie der Glaube ins Gespräch kommen kann?